Hallo zu einem neuen Blogeintrag!
Ein weiterer Monat ist vergangen und ich weiß nicht so recht, ob er dahin geflogen oder doch eher gekrochen ist.
Auf der einen Seite ging alles so schnell und trotzdem habe ich unheimlich viel erlebt.
Ich habe diesen Eintrag in meine Erlebnisse und Gedanken eingeteilt und wollte dazu im Vorhinein noch sagen, dass dies nur meine persönlichen Eindrücke und keine allgemeinen Wahrheiten sind.
Meine Erlebnisse:
Eröffnungsfeier
Die Eröffnungsfeier des neuen Gebäudes hatte in diesem Monat mit Abstand die größte Priorität und kostete den meisten Aufwand.
Die Woche vorher hieß es hauptsächlich den ganzen Tag putzen, putzen und ähm putzen.
Denn das Haus musste natürlich blitzblank sein.
Da war es nicht so hilfreich, dass die Bauarbeiten nur fast fertig waren und plötzlich "Kleinigkeiten", wie ein Rohrbruch in meinem Zimmer, gefunden wurden.
Kurzer Spoiler: es ist alles pünktlich fertig geworden und aus meiner Wand fließt auch kein Wasser mehr.
Abends wurde dann oft noch lange an dem Programm für den Abend und mit dem Chor geprobt.
Aber ich kann sagen, der Aufwand hat sich gelohnt, denn das Fest war ein voller Erfolg.
Gestartet wurde die Feier, wie bei fast allen Festlichkeiten, mit einer Messe.
Es folgten ein paar Reden und ein Dankeschön an einige niederländische Sponsoren, die für dieses Event extra angereist waren.
Nachdem dann alle Gäste lecker gespeist hatten, konnte das Programm auch schon beginnen: Ein buntes Potpourri aus Gesang, Comedy, Hip-Hop aber auch traditionellen Tänzen.
Dabei führten nicht nur die Kinder aus dem Projekt einen -wie ich finde sehr süßen- Tanz auf, sondern auch die Mitarbeiter einschließlich mir wurden auf der Bühne aktiv.
Nach dem offiziellen Programm wurde noch bis spät in die Nacht gefeiert und getanzt, sodass wir anschließend alle todmüde ins Bett fielen.
Messe
Die Messen werden hier fast immer draußen gefeiert, was vor allem abends den schönen Nebeneffekt hat, dass man gleichzeitig den Sonnenuntergang betrachten kann, da die Sonne hier nämlich schon um 18.00 Uhr hinter dem Horizont verschwindet.
Bei besonderen Messen, wie zum Beispiel einem Jubiläum, einer Priestereinweihung oder der Eröffnungsfeier bei uns, startet die Zeremonie mit einem spektakulären Einzug.
Denn hier ist es Teil der Tradition, dass meistens junge Mädchen mit bunten Kleidern tanzend und trommelnd den Beginn der Messe ankündigen.
Grundsätzlich ist oft alles sehr bunt geschmückt: hauptsächlich wird mit Tüchern, Blumen und manchmal auch mit Lichterketten, die abwechselnd in unterschiedlichen Farben aufleuchten - und die von vielen (von mir übrigens auch) als sehr kitschig empfunden werden - dekoriert.
Die Messen werden jedes Mal von unterschiedlichen Chören, oft auch mit Klavier und Violine, begleitet.
Für die Musikaffinen unter euch: hier wird nicht nach Noten sondern Zahlen/Stufen gesungen und das dann auch mal vierstimmig vom Blatt.
Ich bin auf jeden Fall sehr begeistert, wie gut hier alle singen können und froh, auch selber im Chor tätig sein zu dürfen.
Grundsätzlich empfinde ich die Messen als sehr fröhlich, feierlich und vor allem jung.
Denn hier besuchen auch immer etliche Kinder und Jugendliche die Messfeiern.
Anschließend wird dann meistens noch mit allen zusammen gegessen und gefeiert.
Weitere Erlebnisse
Eine Besonderheit, von der ich sehr begeistert bin, ist das zelebrieren von Geburtstagsfeiern hier im Projekt.
Das heißt, vor allem kleine Kinder von außerhalb kommen hierher, um gemeinsam mit ihren Familien und den Kindern im Projekt ihren Geburtstag zu feiern.
Die Eltern spendieren an dem Tag für alle Kinder das Essen und bringen zum Beispiel einige Kisten mit nützlichen Utensilien wie Zahnpasta oder Seife mit.
Es gibt somit also nur Vorteile: die Eltern können dem Projekt damit etwas Gutes tun und sowohl das Geburtstagskind, als auch die Kinder im Projekt verbringen einen schönen Nachmittag.
Mein Alltag
Auch in meinem Arbeitsalltag gibt es ein paar Veränderungen und neue Aufgabenfelder.
So helfe ich einmal in der Woche in der Küche mit - ich habe jetzt schon einige Essensinspirationen, die ich in Deutschland unbedingt nachkochen will, gesammelt - und gehe einen Tag nebenan in den Kindergarten.
Den Kindergarten kann man sich eher wie eine Art Vorschule vorstellen, in der ich hauptsächlich für den Englischunterricht - also zum Beispiel das Lernen von Zahlen oder Farben - zuständig bin.
Die Kinder dort sind zuckersüß und die Arbeit ist eine schöne Abwechslung zu der im Projekt, aber es ist auch sehr anstrengend einem Kind Schreiben beizubringen, währenddessen 20 andere neben einem lauthals mit Lego spielen.
Apropos Unterrichten, ich habe auch hier im Projekt die Möglichkeit den älteren Kindern abends Englisch beizubringen.
Die Arbeit macht mir super viel Spaß und hat den tollen Nebeneffekt, dass ich gleichzeitig besser Indonesisch lerne.
Meine Gedanken:
Die Menschen
Wie man durch die bisherigen Schilderungen von mir vielleicht schon entnehmen konnte, sind die Timoresen sehr fröhlich und feierlustig. Sie lieben es farbenfroh und laut.
Egal ob nach einer Kommunion, Hochzeit oder einfach mal so, es wird anschließend zusammen gegessen und getanzt.
Mich nehmen die Menschen dabei immer herzlich auf und ich bin stolz sagen zu können, dass ich schon 3 verschiedene Volkstänze beherrsche.
Der einzige Nachteil ist, dass die Musik wirklich sehr laut ist und das auch bis zum Ende.
Wenn die Feier also hier in der Nähe ist und man am nächsten Tag wieder um 5 aufstehen muss, kann einem das laute Dröhnen mitten in der Nacht schon mal in den Wahnsinn treiben.
Weitere Eigenschaften der Menschen hier, die mir aufgefallen sind, sind die Offenheit und Gastfreundschaft, die an den Tag gelegt werden.
Egal wo und wann, man wird immer mit offenen Armen empfangen.
Außerdem ist den Timoresen ihre Tradition und der Glaube sehr wichtig.
Das finde ich persönlich wirklich schön und denke, dass dies vor allem in der heutigen Zeit der Schnelllebigkeit und Digitalisierung viel Halt und Geborgenheit geben kann.
Spontaneität und Pünktlichkeit
Um diesen Punkt zu veranschaulichen ein kleines Beispiel:
*Ich befinde mich gerade bei der Arbeit, als eine Schwester zu mir angelaufen kommt und mich fragt, ob ich denn schon geduscht habe (diese Frage wird hier übrigens sehr oft gestellt und man kann sie mit der deutschen Frage: "gut geschlafen?" vergleichen).
Völlig verdutzt verneine ich und erfahre, dass wir zu einer besonderen Messfeier aufbrechen wollen.
Also renne ich zu meinem Zimmer, schütte mir ein paar Kellen Wasser über den Kopf, zieh mich an und sprüht mich mit ordentlich Mückenspray ein: voila fertig!
Draußen angekommen muss ich dann jedoch feststellen, dass ich die einzige bin, die schon fertig ist.
Nach einer kurzen halben Stunde Warten brechen wir dann allerdings auf.*
Für jemanden, der die deutsche Pünktlichkeit gewöhnt ist, kann das Warten - vor allem am Anfang - sehr nervig sein. Jedoch habe ich mich an das indonesische Zeit Verständnis relativ schnell gewöhnt und gehe mittlerweile entspannter mit der Situation um.
Zu diesem Thema habe ich außerdem ein Zitat des Sozialwissenschaftler Kiswodo gefunden, welches ich sehr schön und passend finde: "Im Grunde sind wir ein unglaublich fleißiges Volk, nur spielt die ökonomische Effektivität für uns keine Rolle. Unser Zeitgefühl richtet sich vielmehr nach der Wichtigkeit menschlicher Beziehungen."
Negative Eindrücke
Auch wenn ich mich hier wirklich wohl fühle und ich sehr viele schöne Eindrücke über das Land und die Menschen gesammelt habe, gibt es doch auch ein paar Punkte, die mich nachdenklich werden lasse:
Zum einen die ärztliche Versorgung und zum anderen der Umgang mit Plastikmüll.
1. Vor allem durch mein Projekt habe ich schon oft Kinder gesehen, die zum Beispiel seit ihrer Geburt einen Tumor oder eine Fußfehlstellung besitzen.
Aber anstatt diese sofort ärztlich im Krankenhaus zu behandeln - auch wenn die Möglichkeit und die Mittel (Geld) vorhanden sind - gehen viel Eltern erst zum traditionellen Heiler.
Falls dieser dann nichts dagegen unternehmen kann, leben die Kinder weiter mit der Krankheit, bis der Tumor oder die Fehlstellung oft einfach nicht mehr behandelt werden kann.
Diese Tatsache macht mich sehr traurig, aber wenn die Eltern Angst haben ihr Kind ins Krankenhaus zu bringen oder es aus religiösen oder traditionellen Gründen nicht wollen, kann man sie ja auch nicht zu ihrem Glück zwingen.
2. Da es hier keine vernünftig Müllentsorgung gibt, wird der Müll einfach überall hingeworfen oder verbrannt, was natürlich beides sehr schädlich ist.
Jedoch kann man den Menschen dabei keine Schuld zuweisen, da viele einfach nicht gut genug aufgeklärt sind und es auch einfach keine andere Möglichkeit gibt.
Ich war allerdings schon einmal bei einem Treffen, bei dem eine kurze Präsentation über die Erderwärmung und auch die Auswirkung von Plastikmüll gehalten wurde.
Ich finde das ist ein sehr guter Anfang, jedoch benötigt man für die Umsetzung einer funktionierenden Müllabfuhr einfach Zeit und eine engagierte Regierung.
Meinen Blogeintrag möchte ich aber nicht mit negativen Gedanken beenden, weswegen hier noch ein paar schöne Bilder folgen.
Ich hoffe euch hat mein Beitrag gefallen und bis zum nächsten Mal :)