Über Sonnenbrände und Backpfeifen

Hallo zusammen!

Auch wenn sich die Überschrift erstmal negativ anhört, geht es mir im Moment sehr gut.

Ich hoffe euch geht es genauso gut und ihr seid schon ordentlich in Weihnachtsstimmung.

In diesen Blogeintrag will ich darüber berichten, was ich so treibe, wenn ich gerade mal nicht arbeite.

 

Meine Freizeit

 

Da mein Arbeitstag ungefähr bis 18.30 Uhr andauert (das kommt immer darauf an, wie gut die Kinder essen) und die Sonne schon gegen 18.00 Uhr untergeht, verbringe ich meine Abende im Projekt.

Das bedeutet allerdings nicht, dass es dadurch langweilig wird oder ich nicht wüsste was ich machen soll.

Ganz im Gegenteil: entweder helfe ich den größeren Kindern beim Lernen oder im Moment beim Basteln von Weihnachtskarten, schmuse mit den kleinen Kindern oder quatsche mit den Mitarbeiterinnen während am Fernseher die Sendung "cinta karena cinta" läuft. 

Das deutsche Pendant wäre dazu wahrscheinlich GZSZ.

Manchmal ziehe ich mich aber auch einfach in mein Zimmer zurück, schaue eine Folge Game of Thrones, lese oder telefoniere mit meiner Familie und meinen Freunden, was durch die Zeit Verschiebung aber leider nicht immer so einfach ist.

 

Soviel zu meinem Feierabend, aber wie sieht mein Wochenende aus?

Die Antwort lautet auf jeden Fall früh, denn die Kinder stehen sowohl samstags als auch sonntags zwischen fünf und sechs Uhr auf.

Der Samstag ist hier nämlich ein ganz normaler Schul- und Arbeitstag.

Nachdem ich mich morgens also aus dem Bett gequält habe, widme ich mich erst einmal meiner Wäsche, denn die macht sich leider auch nicht von selbst.

Nach dem Frühstück fahre ich dann meistens mit einer Schwester auf den Markt zum Einkaufen. 

Ich liebe es mich durch die Stände voller frischem Gemüse, Obst und Fisch treiben zu lassen und kann dabei selber ein paar Einkäufe für mich oder Projekte mit den Kindern erledigen.

Dabei habe ich gemerkt, dass ich auf Grund meiner Hautfarbe nicht einfach in der Masse untertauchen kann, sondern das ich etliche Blicke auf mich ziehe und mir oft "Mister" (eine übliche Bezeichnung für Europäer) hinterhergerufen wird. 

Mehr über das Leben als Ausländer und die immer noch vorhandenen Auswirkungen der koloniale Vergangenheit in einem anderen Blogeintrag.


Wieder im Projekt angekommen steht bis zum Mittagessen noch Therapie auf dem Plan. 

Am Nachmittag werden die Kinder dann nur noch geduscht und die Älteren für die Messe am Abend frisch gemacht.  

Um 17.00 Uhr wird dann der Bulli nach dem Motto: "alles muss rein" mit Kindern, Mitarbeiterinnen, Schwestern, Rollstuhl und Gestützten beladen und ab geht es zur Kirche.

Ob ich samstags mit den Kindern oder Sonntag morgens mit den restlichen Mitarbeiterinnen den Gottesdienst besuche, entscheide ich je nachdem was ich am nächsten Tag noch so geplant habe.

Beim Gemüseeinkauf
Beim Gemüseeinkauf

 

Es gibt hier nämlich die Regelung, dass immer zwei Mitarbeiterinnen den Sonntag frei bekommen und dann entweder einen Ausflug machen, in die Stadt zum einkaufen fahren oder einfach Freunde treffen.

Die anderen haben natürlich auch frei, aber bleiben im Projekt, da sich auch jemand um die kleinen Kinder kümmern muss.

Meine zwei Lieblingsausflüge waren bis jetzt zum Strand und einem Wasserfall in dem Ort Mauhalek.

Einen Strandtag kann man sich hier aber ein bisschen anders vorstellen als in Deutschland. 

Denn zum einen legen sich die Indonesier nicht zum sonnen an den Strand und zum anderen erst recht nicht im Bikini. 

Die Frauen hier sollen nämlich Schultern und Knie bedeckt haben, während die Männer auch oberkörperfrei rumlaufen dürfen. Eine Mitfreiwillige in Malawi hat dazu einen, wie ich finde, sehr schönen Gedanken in einem Blogeintrag veröffentlicht: die Kleidung habe eine schützende Funktion und solle ausdrücken, dass der Körper der Frau nur ihr gehöre und auch nur sie das Recht habe ihn in Gänze zu sehen.

Aber ob jetzt im Bikini oder T-shirt und Hose, ich bin auf jeden Fall trotzdem ins kühle Nass gesprungen und habe es sehr genossen.

Dabei gehörte ich aber auch fast zu den einzigen, denn viele Timoresen können nicht schwimmen und gehen daher nur bis zu den Knien ins Wasser.

Nach der Abkühlung im Meer haben wir dann noch zusammen gegessen und uns im Schatten der Palmen ein wenig ausgeruht.

 

 

Das zweite Highlight war für mich, wie oben schon bereits erwähnt, der Ausflug zum Wasserfall. 

Ich fand allein schon die Fahrt durch die Berge wunderschön, aber der Anblick des Wasserfalls war wirklich atemberaubend.

Wir waren jedoch nicht die einzigen Besucher, auch viele Kinder nutzten das saubere Wasser zum trinken und duschen.

Denn obwohl die Regenzeit eigentlich schon im vollen Gange sein müsste, regnet es bis jetzt nur ein wenig am Nachmittag und das noch nicht einmal jeden Tag (Klimawandel lässt grüßen). 

Das diese Tatsache nicht nur ein Problem für die Umwelt, sondern auch die Wasserversorgung der Menschen darstellt, muss ich glaube ich nicht erläutern. 


Nichts desto trotz war der Tag ein voller Erfolg und ich bin glücklich ins Projekt zurückgekehrt, nur um daraufhin von allen Kindern angestarrt zu werden. 

Nach der zwanzigsten Frage, wieso ich denn so rot im Gesicht sei, habe ich dann schließlich auch gemerkt, dass ich einen Sonnenbrand habe. 

Die vorherige Annahme, dass ich durch den drei monatigen Aufenthalt ja schon vor gebräunt bin und nur ein bisschen Sonnencreme ausreicht, hat sich also als falsch entpuppt. 

Jetzt ist der Sonnenbrand aber auf jeden Fall schon wieder weg und auch das Gelächter hat aufgehört.



Verkehrsmittel

 

Ein weiterer Punkt der noch wichtig zu erwähnen wäre, ist die Frage, wie man eigentlich von A nach B kommt. 

Die Antwort ist eigentlich ganz simpel. 

Du stellst dich an die Straße, rufst "Ojek" und wartest bis eine mehr oder weniger vertrauenswürdige Person mit einem Motorrad vor dir hält. 

Dann musst du nur noch dein Ziel nennen und einen Preis verhandeln.

Dass die meisten Personen ohne Helm und mit Flipflops fahren, würde in Deutschland wahrscheinlich für ordentlich Aufruhe sorgen, ist hier aber vollkommen normal. 

Ich genieße auf jeden Fall jede Fahrt und liebe es, wenn mir dabei der Wind ins Gesicht weht. 

 

Krisma

 

Kommen wir jetzt aber zu dem zweiten Punkt meiner Überschrift: den Backpfeifen.

Falls ihr euch auch fragt, was eine Krisma ist, gebe ich euch die gleiche Antwort, die mir gegeben wurde: "Da kommt der Bischof und gibt dir eine Backpfeife." 

Und schon erraten? Ich brauchte auf jeden Fall ein bisschen länger, um darauf zu kommen, dass es sich um eine Firmung handelt.

Als ich den Kindern dann erzählt habe, dass der Bischof den Firmlingen in Deutschland nur die Hand auf den Kopf legt, wurde ich erst einmal mit großen Augen angeguckt.

Aber nicht nur der Klaps auf die Wange gilt als Unterschied. 

In Indonesien ist das Sakrament der Firmung an kein bestimmtes Alter geknüpft, sondern benötigt nur die Voraussetzung, die 1. heilige Kommunion empfangen zu haben. 


So traten während der Messfeier also nach und nach Kinder und Jugendliche, mit einem weißen Oberteil und Sarong gekleidet und Kerze in der Hand, nach vorne, knieten sich vor den Bischof und bekamen einen leichten Klaps auf die Wange. 

Durch die unendlich vielen leuchtenden Kerzen und den schönen Gesang des Chors, habe ich die Firmung als sehr festlich wahrgenommen.

Auch einige Kinder aus dem Projekt wurden an diesen Tag gefirmt, weswegen nachher, wär hätte es gedacht, noch eine Feier im Projekt stattfand.

 



Franziskusfest im Kindergarten

 

Nicht nur mein Projekt wird von einem franziskanischen Orden geleitet, sondern auch der Kindergarten, in den ich einmal die Woche gehe, besitzt einen Franziskusträger. 

Aus diesem Grund wurde im Kindergarten anlässlich des Todestages von Franz von Assisi ein Fest gefeiert. 

Neben dem, auf Trommeln und Becken in Miniaturgröße gespielten, Willkommensgruß der Kinder, den wir die Woche vorher fleißig eingeübt hatten, wurden noch viele weitere Tänze der Kleinen aufgeführt.

Außerdem fand ein Malwettbewerb zu dem Motiv von Franziskus im Wald statt, bei dem die Bilder alle sehr unterschiedlich, die einen abstrakter und bunter als die anderen, aber alle wunderschön wurden.

Nach der "Arbeit" gab es dann die ersehnte Belohnung, denn es wurde noch zusammen gegessen, gequatscht und gespielt.



Was sonst noch passiert ist

 

Neben der Firmung und dem Franziskusfest bin ich weiterhin oft mit den Schwestern zu allen möglichen Veranstaltungen, von Verlobungsfeiern über Priestereinweihungen, gefahren.

Dadurch erfahre ich nicht nur mehr von der Kultur , sondern lerne auch viele nette Menschen kennen und knüpfe tolle Kontakte.

 

Aber auch hier im Projekt sind oft verschiedene Gruppen zu Besuch gekommen, die dem Projekt durch Geschenke oder Spenden etwas Gutes tun wollten. 

Dabei wurde dann zusammen gesungen, getanzt und einige Fotos gemacht.

 

Der Besuch, der mich allerdings am meisten berührt hat, war der von ehemaligen Patienten. 

Die Therapie ist für die Kinder nämlich manchmal sehr hart und wenn sie dabei anfangen zu weinen oder schreien, zerbricht mir jedes Mal das Herz. 

Wenn ich dann aber sehe, dass Kinder, die vorher noch nicht einmal alleine stehen konnten auf einmal laufen und von der einen Backe zur anderen grinsen, macht mich das so glücklich und zeigt mir, dass die Arbeit sinnvoll und notwendig ist.


Ich hoffe, ich konnte euch an meinen Erlebnissen der letzten Zeit teilhaben lassen und der Blogeintrag hat euch gefallen. 

Das nächste mal werde ich wahrscheinlich über Weihnachten bei 30 Grad und meinen Urlaub berichten. 

Da die Kinder nach Weihnachten zwei Wochen zu ihren Familien fahren und für mich dadurch keine Arbeit mehr im Projekt ist, habe ich mich entschieden mal die Beine baumeln zu lassen und die Zeit auf Bali zu verbringen. 

Bis dahin wünsche ich euch allen noch eine gesegnete Adventszeit und bis bald!